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Neue Perspektiven für die Bürgerwehr
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Die 60er Jahre müssen in der Tat als eine Phase der Aufbauarbeit gewertet werden. Andreas Hölzenbein, in den 60ern Senator und Vize-Kanzler, erinnert sich, daß die Bürgerwehr hart um ihr Überleben kämpfen mußte:
»Die Bürgerwehr hatte damals bei weitem nicht die Akzeptanz in der Cochemer Bevölkerung wie dies heute der Fall ist. Um den Verein populärer zu machen, wurden Werbeabende veranstaltet, in der über Sinn und Zweck des Vereins berichtet und diskutiert wurde.«
Der damalige Kanzler Carlfritz Nicolay zeichnete Mitte der 60er Jahre anläßlich einer solchen Veranstaltung ein völlig neues Bild der Bürgerwehr. Er hob die Bedeutung der Bürgerwehr als wirksames Werbemittel und als »Schutzmarke« für die Güte Cochems als Fremdenverkehrsstadt hervor. Ursprünglich, so Carlfritz Nicolay, habe die Bürgerwehr die Aufgabe gehabt, als freie Vereinigung der Bürger die Stadt zu schützen. Sie sei Waffenträger in einer Zeit gewesen, in der Manneskraft und Mut noch stark genug gewesen seien, die erworbenen Güter zu verteidigen und zu erhalten. Die Bürgerwehr sei aber auch zugleich ein Zusammenschluß von gleichgesinnten Menschen gewesen, die für ihre Heimatstadt das Beste wollten. Dies sei die erste historische Aufgabe gewesen, führte Nicolay aus und sagte weiter:
»Diese Zeit ist längst vergangen. Heute sind alle Begriffe umgewertet und haben eine andere Bedeutung. Man weiß ja kaum noch, was Tradition ist, kann folglich mit dem Begriff nichts mehr anfangen und fragt, was denn jetzt die Bürgerwehr überhaupt noch soll. Hier gilt es eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft zu schlagen, die Bürgerwehr in die Jetztzeit zu stellen und ihr vor allem eine echte Aufgabe zu geben.«
Carlfritz Nicolay ging dann völlig unsentimental auf diese Aufgabenstellung aus der Sicht des Werbetechnikers ein, der nüchtern die Werbekraft der schönen Uniformen und einer vergangenen Romantik für die Stadt Cochem nutzen wollte. Denn Cochem müsse für sich als Fremdenverkehrsstadt werben. Es müsse dazu kommen, daß die Bürgerwehr quasi ein »Logo oder eine Schutzmarke« für die Stadt Cochem werde, die nach außen wirbt. Nicolay umriß damals den Weg, der beschritten werden sollte, und nannte die Statuten der Bürgerwehr, die eine repräsentative Gruppe der Stadt mit dem Bürgermeister als Schirmherr und einem Senat an der Spitze sei. Die jungen Aktiven sollten sich mit der Geschichte der Stadt befassen und Begegnungen mit jungen Menschen außerhalb Cochems pflegen. Sie sollten durch ihr Dasein und ihr Auftreten innerhalb und außerhalb der Stadt zum Wohle der Heimat werben und auf diese Art und Weise eine Schutztruppe in moderner Auslegung und Ausprägung des Begriffes werden.
Das neue, aus den Ideen Nicolays gewachsene Selbstverständnis der Bürgerwehr hatte Erfolg. Durch persönliche Kontakte des Senats und einen Aufruf in der Zeitung konnten zahlreiche Cochemer Unternehmen dazu bewogen werden, für die Anschaffung 20 neuer Uniformen zu spenden. Die Stadt Cochem beteiligte sich mit einem Zuschuß und Einzelpersonen aus Cochem zahlten komplette Uniformen.
Solchermaßen ausgestattet, konnte die Bürgerwehr tatsächlich mehr und mehr als Werbeträger der Stadt Cochem auftreten. Bei allen offiziellen Anlässen der Stadt konnte die Bürgerwehr in ihren Uniformen für das gewisse Stück Romantik sorgen und schmückte Plätze, Säle und Veranstaltungen durch ihr Auftreten. Höhepunkte waren Filmaufnahmen auf Burg Thurant und Schloß Bürresheim für den Film »Vom Barette schwankt die Feder« und verschiedene Szenen in Cochem für die ZDF-Reihe »Reisen in Deutschland« (siehe Abbildung). Mit diesen Aktionen waren auch erste kommerzielle Erfolge verbunden. Dazu Andreas Hölzenbein:
»Dies war das Resultat der harten Aufbauarbeit der 60er Jahre.«
Verbunden mit dem gesteigerten Bekanntheitsgrad der Bürgerwehr stellten sich in den folgenden Jahren auch eine Vielzahl neuer, Kontakte und Auftritte im In- und Ausland ein. Die Vision Nicolays hat gefruchtet. |
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Carlfritz Nicolay sah in der Cochemer Bürgerwehr ein Gütesiegel für die Werbung der Stadt Cochem und setzte dies in verschiedenen Entwürfen um.
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1965 wirkte die Bürgerwehr bei Aufnahmen zum Film »Vom Barette schwankt die Feder« auf Schloß Bürresheim bei Mayen mit.
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Die Bürgerwehr bei Filmaufnahmen für die ZDF-Reihe »Reisen in Deutschland«.
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